Minimalismus – ein Lifestyle, der glücklich macht

30.03.2020 David
Mehr leben, weniger wohnen. Heute wohne ich hier. Aber in einem Jahr? Das Leben braucht Freiräume und diese Freiräume schaffen sich immer mehr Menschen mit einem minimalistischen Lebensstil.
 
In einem Micro Apartment zu wohnen, erfordert einen gewissen Minimalismus. Tausende Dinge zu horten und sich mit unnützem Ballast zu umgeben ist in einer kleinen Wohnung nicht gut möglich. Aber was steckt genau hinter dem trendigen Lifestyle? Wir wollten es genauer wissen und haben uns darüber mit Frau Dr. Karin Klug, einer Psychologin (www.klug.or.at), die sich schon viele Jahre mit dem Thema Minimalismus beschäftigt, unterhalten:
Rossmähder Person lächelt in Kamera Rossmähder Person lächelt in Kamera
Wieviel brauche ich wirklich, um glücklich zu sein? Diese Frage stellen sich immer mehr Menschen - und entdecken dabei den Minimalismus. Was bedeutet Minimalismus für Sie und wie wird man zum Minimalisten?
 
Dr. Klug: Minimalismus bedeutet vermutlich für jede/n etwas anderes. Für mich persönlich heißt es, keinen unnötigen Ballast durchs Leben zu schleppen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Herauszufinden, was mir wirklich guttut und für mich wichtig ist – und was ich eigentlich gar nicht brauche. Insofern ist es ein permanenter Prozess, eine stetige Weiterentwicklung, die mit Achtsamkeit und einem bewussten Leben einhergeht. Wer sich damit auseinandersetzt, was er/sie wirklich braucht im Leben – seien es materielle Güter, Wohnraum, Kontakte, Aktivitäten, Termine, Verpflichtungen, Statussymbole, Gewohnheiten …. der ist bereits unterwegs zu einem einfacheren, klareren, wesentlicheren Lebensstil – den wir heute als Minimalismus bezeichnen.
 
 
Warum leben Menschen als Minimalisten und was versprechen sie sich davon?
 
Dr. Klug: Weil weniger mehr bedeutet, wie ein Sprichwort so schön sagt. Jedes Zuviel belastet uns, zieht Energie ab, lenkt ab vom Wesentlichen, Essentiellen. Ein einfacherer Lebensstil bedeutet mehr Freiheit, Freiraum, mehr Zeit, Entlastung. Wir können uns auf das konzentrieren, was wirklich zählt im Leben, wir haben wieder Raum für uns selbst, für die Menschen, die uns wichtig sind, für Kreativität, Müßiggang, persönliches Wachstum und Freude.
Rossmähder Raum mit weißer Wand und Zweig Rossmähder Raum mit weißer Wand und Zweig
Stichwort „Reizüberflutung“ – vielen Menschen fällt es schwer, Entscheidungen zu treffen. Wie könnte der Minimalismus hier helfen?
 
Dr. Klug: Sich bewusst zu machen, dass wir nicht alles haben/machen können. Dass wir Entscheidungen treffen müssen, permanent auswählen - und das ist auch gut so. Wobei jede Entscheidung natürlich auch ein Verzicht auf anderes ist. Nach der Marie-Kondo-Methode wird empfohlen, jedes Teil ans Herz zu drücken und hineinzuspüren: brauche ich das, ist es wichtig für mich, macht es mir Freude? Und wenn nicht – weg damit! Diese Fragen können wir grundsätzlich bei allem stellen: Tut es mir gut? Macht es mir Freude? Brauche ich es wirklich?
 
 
Minimalistisch leben bedeutet ja nicht nur, seinen Kleiderkasten zu entrümpeln. Man kann ja in vielen Bereichen des Lebens zur Minimalistin werden. Ich habe hier den einfachen und wichtigen Grundsatz gehört: „Streiche alles, was dich nicht glücklich macht.“ Wie sehen Sie das?
 
Dr. Klug: s. oben! Jeden von uns macht etwas anderes glücklich. Unsere Aufgabe im Leben ist es herauszufinden, was das ist. Was ist mir persönlich wichtig, was bedeutet mir etwas, macht mich glücklich? Wozu hätten wir sonst diesen inneren Kompass, der uns leitet, wenn wir ihn ständig ignorieren? Suchen Sie ihre Glücklichmacher – und streichen Sie alles andere!
 
 
Der Frühjahrsputz hat Hochsaison. Mit welchen konkreten Tipps statten sie einen Minimalismus-Anfänger aus, der Platz schaffen will?
 
Dr. Klug: Sich einen Raum, einen Schrank nach dem anderen vorknöpfen. Tür auf, Lade auf, alles raus und dann prüfen, wie oben beschrieben: brauche ich das tatsächlich noch? Wenn nicht, dann weg damit! Was mir persönlich hilft und Freude macht: wenn ich die Sachen, die ich selber nicht mehr brauche, in Caritas-Läden, zu Flohmärkten, Hilfsorganisationen etc. bringe und alles dort landet, wo es noch gebraucht werden, anderen nutzen kann. Das ist ein schönes Gefühl!